Wie alles begann

Auf Zeitreise am Danielsberg

Herkuleshof 1908 Loading Placeholder
1905

Baron Kaltenegger – ein Träumer und Visionär

1905 erwarb der k.u.k. Hofrat Baron Franz Ferdinand Kaltenegger aus Brixen den Danielsberg. Zeitgleich kaufte er auch eine Quelle am Zwenberg, von wo aus er eine Wasserleitung durch das Tal bis zum Danielsberg baute.

Damit wurde überhaupt erst die Voraussetzung für eine Besiedelung auf dem Danielsberg geschaffen.

Ursprünglich war das Haus, das von 1906 bis 1908 als Waldschlößchen erbaut worden war (der Villa Schratt in Bad Ischl nachempfunden), nur für private Gäste des Hofrates gedacht. Doch durch die neu errichtete Eisenbahn war es den betuchten Gästen nun auch möglich, sich in Richtung Süden aufzumachen, abseits der bis dahin so beliebten Urlaubsziele der Monarchie.

Speisesaal 1926 Loading Placeholder
1912-1936

Europa im Chaos und der Danielsberg als Spielball für Spekulanten

In diesen politisch instabilen Zeiten – geprägt vom ersten Weltkrieg und dem nahenden zweiten Weltkrieg – wechselten die Besitzer des Danielsberges so schnell und häufig wie niemals zuvor oder hinterher. In nur 24 Jahren scheinen insgesamt 10 Besitzer im Grundbuch auf.

Ein kleiner Auszug: Johann Golliasch, Alois Swoboda (Fabrikant aus Wien), Josef Barnert, Robert Dombraoski, Familie Emil und Kathrin Jirsch, Familie Josef und Leopoldine Gröbner, Familie Gottfried und Maria Kornher und Familie Josef und Anna Ritz (die auch Mühlenbesitzer am Riekenbach waren).

Danielsberg 1930er Loading Placeholder
1936-1939

Familie Sohn – Vertriebene bis in den Tod

Im August 1936 erwarben die Brüder Franz und Wilhelm Sohn den Herkuleshof, da die beiden jüdischen Kaufleute ihre Heimat im Spreewald bei Berlin im Zuge der Juden-Boykotte verlassen mussten. Am abgeschiedenen Danielsberg in Kärnten glaubten sie sich und ihre Familie in Sicherheit. Doch der Lauf der Geschichte holte sie nach nur wenigen Jahren ein.

Im Zuge der Arisierung des Danielsberges wurde die Familie Sohn 1939 von einer gewissen Familie Paulitsch enteignet und vertrieben. Franz Sohn gelang die Flucht nach London. Wilhelm Sohn, der jüdische Familienvater, wurde in die “Tötungsanstalt” Bendorf-Sayn deportiert – seine protestantische Frau musste allein ins altdeutsche Reich zurückkehren.

Der lange Weg des Leidens endete für Wilhelm Sohn am 23. Mai 1942 mit seinem Tod – unter ungeklärten Umständen – kurz vor der weiteren Deportation ins KZ Auschwitz.

Herkuleshof 1940 Loading Placeholder
1939-1945

Der Nationalsozialismus – Urlaub unterm Hakenkreuz

Mit dem Anschluss an das “1000-jährige Reich” machten die Nationalsozialisten aus dem Danielsberg ein Urlaubshotel für ihre Gefolgsleute – ein sogenanntes Heeres­ausbildungs- und Erholungslager. Um so viel Menschen wie möglich unterbringen zu können, wurde eine Vergrößerung des Hauses geplant.

Beim Abriss der alten Außenmauern gingen die Nazis aber dermaßen dilettantisch vor, dass das gesamte Haus beinahe eingestürzt wäre. Die “Narben” dieses unsinnigen, wie unfähigen Eingriffs sind bis heute sichtbar: Der Herkuleshof weist sowohl innen als auch außen eine markante “Schieflage” auf!

Danielsberg um 1950 Loading Placeholder
1945-1950

Das Flüchtlingslager

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges wollten Millionen von Europäern wieder in ihre alte Heimat zurückkehren. Und so war entlang der Eisenbahnlinien ein kaum enden wollender Flüchtlingsstrom unterwegs, der immer wieder ins Stocken geriet. Auch unsere Tauernbahnstrecke zählte zu diesen Flüchtlingsrouten.

Einer der vielen Plätze auf dieser Route, die Schutz vor Wind und Wetter boten, war der Danielsberg, der – damals herrenlos – zum Flüchtlingslager umfunktioniert wurde.

Mölltal 1925 Loading Placeholder
1955

Wir kaufen einen Berg

Josef und Margaretha Viehhauser kaufen den Danielsberg.

Kennengelernt haben sich meine Eltern 1949. Ein Jahr später wurde der erste Sohn geboren, 1954 dann der zweite. Es war somit höchste Zeit für ein größeres Zuhause. In den Salzburger Nachrichten fiel meinen Eltern ein Inserat auf, in dem ein Gasthof am Berg angeboten wurde. Dass sich der besagte Berggasthof allerdings in Kärnten befand, war beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Doch nach der ersten Besichtigung war der Ort ohnehin egal – es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick.

Nach langen und zähen Verhandlungen konnte unsere Familie 1955 endlich auf den Berg übersiedeln, wochenlang putzen, schrubben, kochen und schließlich den Herkuleshof als Berggasthof wieder eröffnen.

Danielsberg 1960er Loading Placeholder
1955

Der Berg, die Biene, die Kellnerin

Ein Haufen Bargeld für den Danielsberg!
Das Kreditwesen, also Geldleihen gegen Verpfändung bis ins letzte Konto, war noch nicht erfunden. Also mussten meine Eltern das Geld für den Kauf des Danielsberges selbst in bar aufbringen.

Dies gelang wie folgt: Der Berg war damals nahezu wertlos. Fast 10 Jahre war das Haus als Flüchtlingslager genutzt und “abgewohnt” worden. Dann stand es jahrelang leer. Die totale Abgeschiedenheit tat ihr Übriges: Es gab keinen Strom und keine Straße, nur ein Fußweg führte hinauf.
Die Biene – Honig war damals unverschämt teuer. Ein paar Bienenvölker, die mein Vater geerbt hatte wurden zu einer wahren “Goldgrube”. Bis heute gibt es den echten Bienen-Honig vom Danielsberg.
Die Kellnerin – Meine Mutter war gelernte Verkäuferin und hatte einige Winter auf einer Skihütte gearbeitet und gutes Geld verdient. Zum Ausgeben des Geldes war keine Zeit und keine Gelegenheit gewesen.

Herkuleshof 1973 Loading Placeholder
1970er

Die Zeit des Aufschwungs

Meinen Eltern gelang es, die Welle des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwungs perfekt zu nützen. Der Danielsberg wurde nicht nur von den Einheimischen als beliebtes Ausflugsziel in der Region entdeckt – auch Urlauber aus ganz Österreich und den deutschsprachigen Ländern verbrachten ihre Ferien fortan bei uns. Die Gasthof-Kassa war gut gefüllt. Es war somit ausreichend Geld vorhanden, um in eine neue Straße, eine Telefonleitung bis auf den Berg, eine moderne Zentralheizung und sogar für Duschen und WCs in jedem Gästezimmer zu investieren.

Meine Eltern organisierten, bauten und finanzierten alles selbst – ohne staatliche Förderung oder Kontrolle – welch eine Freiheit!

Kirche am Danielsberg 1982 Loading Placeholder
1985

Der Weg des Wassers

Der Danielsberg verfügt bis heute über keine eigene Wasserquelle und so gab es seit 1908 nur eine marginale Versorgung über ein dünnes Wasserrohr vom Zwenberg durchs Tal bis hinauf zum Danielsberg.

Fließendes Wasser aus der Wand gab es eigentlich nur in der Abwasch und an den beiden Bassenas (typische Wasserspender in den Gästefluren). In den Zimmern waren Marmortische mit Waschschüsseln und einem großen Wasserkrug, der zum Auffüllen vor die Tür gestellt wurde, zu finden. Meine Mutter lief jeden Morgen mit warmem Wasser durch das Haus und füllte die Wasserkrüge für die morgendliche Wäsche.

Anfang der 70ger Jahre reichte die Kapazität der Wasserleitung einfach nicht mehr aus. Also baute mein Vater eine neue Wasserleitung: Wieder vom Zwenberg durch das Tal bis hinauf zum Danielsberg.

Mein Vater stemmte im Laufe seines Lebens einige solcher großen Bauvorhaben selbst. Respekt, Papa!

Blick auf den Danielsberg früher Loading Placeholder
1991

Die Rückkehr – Träume sehen anders aus

Meine Schwester Marietta war bereits Teilbesitzerin des Danielsberges und ich hielt mich für unbestimmte Zeit in Australien auf. Als Marietta ihren Mann Walter Brandner, Erbe des Gasthauses Scherzer in Möllbrücke, heiratete und dort Wirtin wurde, bestand die Gefahr, dass der Danielsberg über kurz oder lang verwaist und schlimmstenfalls sogar verkauft wird. Das galt es zu verhindern und so überredete ich meinen Lebenspartner Shane mit mir zusammen Australien zu verlassen und den Herkuleshof als Nachfolger weiterzuführen.

Eine Entscheidung, die uns und allen Beteiligten tatsächlich sehr schwer fiel. Wir ließen unsere damaligen Träume platzen, um den Herkuleshof zu erhalten. Doch auch für meine Eltern war der beginnende Generationenwechsel nicht leicht, galt es doch von gewohnten Konventionen Abschied zu nehmen und Neues zuzulassen.

Ehepaar Loading Placeholder
1999

Der Umbruch – endgültiger Generationswechsel

Meine lieben Eltern Josef und Margaretha Viehhauser – beide Jahrgang 1929 – waren tatsächlich Wirtsleute mit Leib und Seele.

Bis zu ihrem 70. Geburtstag – kurz vor der Jahr­tausendwende – gab es für sie nichts anderes, als den Herkuleshof am Danielsberg: Winterquartier: Gäste­zimmer 7 – Sommerquartier: eine Mansarde unterm Dach. Am 13. November 1999 war der Tag des großen Umbruchs gekommen – Zeit für den Generationen­wechsel.

Meine Eltern übersiedelten nach 44 Jahren am Danielsberg in ihren Altersruhesitz unten im Dorf.

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2001

Gästehaus und Nestbau: Der Traum von “Privat”

Meine gesamte Familie hatte immer im Gasthof gewohnt – aufgeteilt zwischen den Zimmern unserer Gäste. Heute wäre das fast unvorstellbar.

2001 war der richtige Zeitpunkt für Vergrößerung, Erneuerung und den Bau eines “privaten Nests” gekommen. Sozusagen auf den Grundmauern des ehemaligen kleinen Palmenhauses im Wiener Stil sollte unser neues Gästehaus mit privatem Dachgeschoß entstehen. Völlig ahnungslos, was da für eine gewaltige Aufgabe auf uns zukommt, nahmen wir – wohlgemerkt, ein Kellner und ein Koch – die gesamte Planung, Bauzeichnung, Bauüberwachung und und und selbst in die Hand.

Über das buchstäbliche Chaos, das wir ein ganzes Jahr lang – also 365 Tage – neben unserem Hauptgeschäft durchlebt haben, könnten wir Romane schreiben.

Herkuleshof und Teich Loading Placeholder
2007

Freiräume: Platz zum Atmen

Es gefällt uns, unsere Natur am Berg so dicht wie möglich erlebbar zu machen und doch genügend Freiraum zu haben. Deshalb haben wir ab 2007 begonnen, Freiräume um das teils zugewucherte Haus zu schaffen und Plätze neu zu gestalten.

Als erstes erweiterten wir die Terrasse und überdachten diese auch teilweise. Dann wurde der gesamte Teich entleert, um unseren seither so beliebten Hochzeitssteg bauen zu können. Und als besonderen Abschluss des Teichprojektes stellten wir durch den Bau der großen Freitreppe die alte Verbindung zwischen Wasser und Haus wieder her.

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2012

Kunstverein “Arte Danielsberg”

Es gibt keine Zufälle – alles kommt, wie es kommen soll. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis Dietmar Fian, der Mölltaler Ausnahme-Holzbildhauer und Feuerkünstler, seine neue künstlerische Heimat bei uns am Danielsberg finden würde.

Salopp gesagt begann die Geschichte des Kunstvereins “Arte Danielsberg” mit einem Herz, nämlich unserem meistfotografierten Motiv: das rankende Herz am Badeteich von Dietmar Fian. Der gesamte Berg dient mittlerweile als eine große Freilicht-Vernissage seiner Kunstwerke aus Holz.

Sein Meisterstück ist die “Feuer-Orgel” am Felsenhang vor unserem Haus – ein multimediales Gesamtkunstwerk, das es so kein zweites Mal gibt! Der Kunstverein Danielsberg betreut diese Freilichtausstellung und gestaltet einzigartige Events.

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2017

Die dritte Generation

Der Herkuleshof war, ist und wird ein Familienbetrieb bleiben – ganz der Tradition der Großeltern verpflichtet.

Derzeit bereiten wir, Hannes und Shane, uns auf die Betriebsübergabe an unseren Neffen Rupert Viehhauser junior vor. Rechtzeitig und in aller Ruhe wird die neue Generation der Herkuleshof-Wirte auf diese schöne Aufgabe vorbereitet.